Sauvignon Blanc, 2012, Château de Rochemorin, Bordeaux (Frankreich)

Ich bin seit meinem ersten Sauvignon Blanc unheimlich fasziniert von dieser Rebsorte. Man weiß einfach nie was einem beim Verkosten blühen wird. Von leichten frühkindlichen Versuchen in Deutschland über den klassischen Grapefruitsauvignon aus Neuseeland bis hin zu den gigantischen Südsteirischen Lagen habe ich schon einige Sauvignons in meiner zugegebenermaßen noch recht jungen „Weingenießerzeit“ probieren dürfen. Immer war ich zumindest fasziniert, im Falle der Steirischen Sauvignons oft überwältigt.

Doch nun habe ich das erste mal einen Französischen im Glas. Hätte ich es nicht gewusst, wäre ich niemals zu der Conclusio, dies sei ein Sauvignon Blanc gekommen. Voll und Goldgelb im Glas, hat man nach einer äußerst flüchtigen Assoziation von reifer Grapefruit spürbar die typischen Aromata eines lange im Holzfass gereiften Weißweins in der Nase. Zusätzlich lassen sich reife Äpfel entdecken. Sogar rauchige Ideen lassen sich nicht von der Hand weisen. Wer Böses will zieht Parallelen zu einem Islay Malt.

Doch der Geschmack ist König, also rein ins flüssige Glück. Auch hier hat man reifen Apfel auf der Zunge und in einem Moment der Verwirrung denkt man an Riesling. Dann entdeckt man jedoch grüne Paprika und nach einigen Minuten endlich auch reife Grapefruit und sogar leichte Quittenaromen. Aber vorherrschend ist zunächst die buttrige Holznote. Eine Stunde nach dem Entkorken hat sich auch die anfängliche Altersnote verflüchtigt und an ihre Stelle drängt sich immer mehr die typische Grapefruit. Eine wahrlich faszinierende Metamorphose!

Auch der Abgang steht dem Rest dieses famosen Weines in nichts nach. Fast Honig-/Sirupartig klingt er zunächst ab, mit einer erstaunlichen Länge. Doch nach und nach setzen sich bittere Aromen, wie reife Grapefruit, Bitterorange und geröstete Kakaobohnen durch. Eine würzige Komponente, die am ehesten mit Lorbeer zu beschreiben ist kristallisiert sich ebenfalls heraus

Die anfängliche Sorge, dieser Sauvignon könnte seinen alterstechnischen Zenit schon überschritten haben, zerschlug sich mit jeder Minute die er Atmen konnte.

Abschließend muss ich wohl keinen Hehl daraus machen, wie fantastisch ich diesen Sauvignon Blanc einschätze. Ein echtes Erlebnis und für mich ein Zeichen die Augen aufzuhalten, um den nächsten französichen Sauvignon zu entdecken und hoffentlich genauso überrrascht zu werden.

Das Urteil: 9,0

Preisniveau: gut

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