Nachdem ich bereits den Jahrgang von 2017 genießen durfte, habe ich nun für die sozial distanzierte Zeit, den Jahrgang 2018 des Spätburgunders von Peth-Wetz eingelagert. Ich erwartete vom rubinroten Tropfen wie bei der letzten Gelegenheit einen beinahe süchtig machenden, hochklassigen Trinkwein für viel Freude daheim. Lag ich da richtig? Nun: Die Nase direkt aus der Flasche war zumindest vielversprechend und zeugte von Klasse. Hier dominierten in den ersten Minuten Kirsche und viel Holz. Die starken Tannine krochen in die Nase. Nach einigen Minuten aber nimmt die Kirsche Oberhand über das Holz sowie die Tannine und gibt einem wenig Johannisbeere Raum. Nach einer Viertelstunde erinnert die Nase sehr an den 2017er und ist überaus gut genießbar.
Am Gaumen geht es die ersten Minuten so stark ab, dass ich nicht ganz sicher bin, ob es tatsächlich meinem persönlichen Geschmack entspricht. Sehr fruchtig aber vor allem sehr, sehr tanninig mit auffallenden sonstigen Bitterstoffen kommt der Spätburgunder daher. Hier haben wir auch direkt einen sehr scharfen, weiß-pfeffrigen Abgang. Hernach verändert sich auch der Geschmack am Gaumen hin zum pfeffrig-kräutrigen mit der charakteristischen Kirschfrucht. Hier weiß er sich schließlich in Sachen Komplexität vom Vorgängerjahrgang abzusetzen. Der Abgang indes verbleibt mittellang, stark pfefferig und tanninig.
Dieser Wein hat es mir wirklich nicht leicht gemacht. Selten geschieht es, dass ein Wein unter 10€ so wandlungsfähig ist. Von den starken Tanninen und der Schärfe direkt beim Einschenken über Kräuter nach etwa einer Viertelstunde bis hin zum satten, gut eingebundenen Wein nach etwa einer Dreiviertelstunde hat der Tropfen viel zu bieten. Die Bewertung empfand ich daher als sehr schwer. Während der 2017er danach verlangte, „zur Fuß“ getrunken zu werden, empfiehlt sich für den 2018er-Jahrgang durchaus etwas kleines zum Essen nebenher. In diesem Fall übrigens verspeiste ich ihn nach zwei Gläsern mit Brie, Ziegenkäse und Feigenmarmelade – eine Kombination, die ich durchaus empfehlen kann. Insgesamt ist der 2018er Spätburgunder von Peth-Wetz keinesfalls schlechter als der Vorgängerjahrgang, der gleichwohl in den ersten Minuten deutlich sanfter war. Ob der 2018er schließlich wirklich besser ist? Ich weiß es nicht! Doch gedenke ich ihn für die hinzugewonnene Komplexität am Gaumen zu belohnen.
Das Urteil: 8,6
Preisniveau: gut
Alkoholgehalt: 13,5 vol%