Neuenahrer Chardonnay 2016, Weingut Burggarten, Bad Neuenahr (Ahr)

Man kennt das. Man hat einen aufregenden Tag hinter sich und hat Lust auf einen feinen Tropfen. Also ging ich in den Keller und schaute mich ein wenig um. Was feines sollte es werden. Ein Griff in mein Lieblingsregalbrett beförderte diesen hübschen Ortswein des VDP-Weingutes Burggarten von der Ahr zu Lichte. Ein Holz-Chardonnay, wie ich mich erinnerte. Genau das richtige für meine Zwecke. Also erstmal kaltstellen und eine Dreiviertelstunde später erwartungsvoll entkorken. Und was soll ich sagen: Ich wusste was es ist und trotzdem war die Überraschung perfekt, denn trotz der zu erwartenden opulenten Holznoten stieg mir direkt aus der Flasche der Duft frischer Beeren entgegen. So hatte ich ihn aber nicht in Erinnerung! Also erstmal ein Gläschen einschenken und bestaunen. Das Holz sieht man dem Burggarten-Chardonnay sofort an. Ein klares, aber deutliches Gold mit leichtem Grünstich fällt ins Auge. In den ersten Minuten bleibt die Nase fruchtig-beerig. Man vermag hier Zitrusfrüchte, aber auch Brombeeren wiederkennen. In weiser Vorausahnung dachte ich, dass das wohl nicht so bleiben wird und nahm ein paar Schlucke aus dem Glas, das ich aufgrund der zu erwartenden Holznoten etwas bauchiger als ein normales Weißweinglas gewählt hatte. Am Gaumen gibt sich der Chardonnay in den ersten Minuten überraschend säurebetont spritzig mit viel beeriger Frucht. Doch dann brechen sich in Nase und Gaumen die opulenten Holznoten Bahn und fangen langsam aber sicher an, die klaren Fruchtnoten zu übertünchen, oder besser gesagt, in das Gesamtkonzept einzubinden. Nun vermag man auch in der Nase etwas blumiges, wie ein bisschen Holunderblüte wiederzuerkennen. Am Gaumen veranstaltet das Holz zusammen mit Schmelz und Butteraromen eine 13,0 vol%-laute Geschmacksparty. Einfach schlicht und ergreifend lecker! Zwei oder drei Malus mag man entdecken. Zum einen, und das ist für unsere Begriffe am gravierendsten, verdeckt das opulente – zugegeben absolut großartige – Holz die Komplexität am Gaumen. Das ist schade. Zum anderen mag man einem solch gewaltigen Tropfen ohne Essen vielleicht ein bis zwei Gläschen abringen. Zu empfehlen sind also dringend Mittrinker! Drittens scheinen die Aromen sich nach etwa einer Stunde an der Luft zu verflüchtigen und einer etwas unerfreulichen Grasnote Raum zu geben. Vielleicht mag dies der nachlassenden Kühlung geschuldet sein. Der Abgang jedoch verbleibt absolute Spitze: Er ist lang. Holz und Butterschmelz geben sich hier die Hand und verbleiben auf der Zunge, zusammen mit der Frucht und einem leisen, kaum merklichen Hauch Pfeffer. Bezüglich der Note war ab dem ersten Schluck die Vorkommastelle klar. Doch was sollte hinter das Komma?

Das Urteil: 8,6

Preisniveau: gut

Alkoholgehalt: 13,0 vol%

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